„Ohne Steuer kein Staat“
Zur Entwicklung und politischen Funktion des Steuerrechts in den Territorien des Heiligen Römischen Reichs (1500-1800)
Andreas Schwennicke
Aufgrund der Vielzahl der Territorien und der kaum überschaubaren Zahl unterschiedlicher Steuerarten und Besteuerungsformen beschränkt sich die Beschäftigung mit den territorialen Steuersystemen im Alten Reich in der Regel auf Detailstudien für einzelne Territorien und eng begrenzte Zeiträume. Übergreifende Fragestellungen wie die nach den wesentlichen Bedingungen für die Bildung staatlicher Steuersysteme in der frühen Neuzeit finden sich in der neueren Literatur nur selten.
Dieser Band gibt einen Überblick über die Entwicklung der Steuersysteme in einer Anzahl größerer Territorien mit unterschiedlicher politischer Struktur im Zeitraum vom Beginn des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Der Autor setzt diese Entwicklung zu den zeitgenössischen Diskussionen in Beziehung und beschreibt die Bedingungen für die Entstehung einer eigenständigen steuerrechtlichen Literatur um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen die wechselseitigen Einflüsse von steuerlicher Praxis und steuerrechtlicher Literatur. Ihre Absicht ist es, die politischen Hintergründe für die allmähliche Abkehr von der seit dem Mittelalter vorwiegend üblichen Besteuerung des Vermögens und die Hinwendung zu anderen Besteuerungsformen aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang sind das hohe Maß an Politikabhängigkeit des Steuerrechts seit dem Dreißigjährigen Krieg und die durch ihn bewirkten Wandlungen des Verhältnisses von Recht und Politik Thema der Arbeit.
Das Quellenverzeichnis bietet für die im Zeitraum zwischen 1608 und 1790 veröffentlichten steuerrechtlichen Monographien und Dissertationen eine umfassende Bibliographie.