Olympia in frühbyzantinischer Zeit
Siedlung – Landwirtschaftliches Gerät – Grabfunde – Spolienmauer
Holger Baitinger, Sabine Ladstätter, Arno Rettner, Thomas Völling
Gestützt auf die Dokumentation der Olympiagrabung von ihren Anfängen bis in die Gegenwart in Verbindung mit einer systematischen Durchsicht der Magazine und die Ergebnisse des vom Herausgeber initiierten Forschungsprojektes zur Spätgeschichte Olympias, wird in dem Band ein deutlich verändertes Bild von der Entwicklung des Platzes von der zweiten Hälfte des 3. Jhs. bis in das frühe 7 Jh. präsentiert. Verschont vom Herulereinfall des Jahres 267 und das von Theodosius I. verordnete Verbot der Kultfeiern negierend, wurde der Kultbetrieb wohl erst unter dem Eindruck des von Theodosius II. 426 erlassenen Dekrets eingestellt. Olympia existierte anschließend zwei Jahrhunderte hindurch als eine christlich geprägte Landgemeinde mit einer vielfältigen Wirtschaftsstruktur weiter. Bezeugt sind Töpferöfen, Schmiedewerkstätten und Kelteranlagen. In der Landwirtschaft eingesetzte Gerätschaften gehören zum typischen Inventar, um Wein-, Obst- und Gemüsegärten zu bewirtschaften. Neben den Spuren der Wohn- und Nutzbebauung liefern die erstmals in Gänze erfassten und dokumentierten Gräber mit ihren Beigaben wichtige Aufschlüsse über die Ausdehnung und Entwicklung der frühbyzantinischen Siedlung. Die zuletzt als Bollwerk gegen die Heruler interpretierte Spolienmauer erweist sich nun endgültig, wie bereits von der ersten Ausgräbergeneration erkannt, als eine in die Siedlung integrierte Festung der frühbyzantinischen Zeit, deren konkrete Funktion aber vorerst nicht geklärt ist. Als Folge von erdbebenbedingten Überschwemmungen wurde die Siedlung in der Mitte des 6. Jhs. an den höher gelegenen Standort der Festung und des Zeustempels verlegt, die in diesem Kontext geschleift wurden. Aufgegeben wurde die Siedlung, als slawische Einwanderer das Gebiet im 2. Viertel des 7. Jhs. in Besitz nahmen.