Olympiadorf
André Baschlakow
Das Objekt »Olympisches Dorf« in Elstal erlebte ich vor der Wende als Westberliner immer nur, wenn ich mit dem Auto die damalige Transitstrecke von Berlin-Spandau in Richtung Hamburg befuhr. Kilometerlang fuhr man an Mauern entlang, die grau gestrichen waren und vereinzelt sah man russische Soldaten die auf der Straße entlanggingen.
Nach dem Mauerfall konnte ich mich fotografisch diesem Ort annähern. Die Atmosphäre, die Farben und baulichen Gegebenheiten haben mich sehr an die ehemalige KGB-Zentrale erinnert. Das ist natürlich dem Umstand geschuldet das beide Orte eine ähnliche gestalterische Historie haben. Die Gebäude tragen dieselbe Architektursprache und haben später eine ähnliche Nutzung als Truppenunterkunft erfahren.
Die sowjetische Armee nutzte das Gelände nach 1945 als Truppenunterkunft und mit dem Abzug der russischen Truppen 1994 wurde das Gelände von der Natur und gleichzeitig den Abenteurern erobert.
Zur Architektur des Olympischen Dorfes, die als Übungsstätte, Unterkunft und Begegnungsort für die Sportler der Olympischen Spiel 1936 geplant war, paaren sich die Plattenbauten, die für die Soldaten als Wohnunterkünfte von den russischen Truppen im Stil der Plattenbauten gebaut wurden.
Diese leeren und ausgeweideten Gebäude haben einen ganz besonderen Reiz auf mich ausgeübt. Aus den Gebäuden wurden fast alle wertigen Materialen (Metall, Kabel, und Blechverkleidungen) entwendet.
Mir ist bei den Aufnahmen wichtig, ähnlich wie bei den Aufnahmen der KGB-Zentrale, das Sujet »rein« darzustellen. Hierfür verwendete ich eine Architekturkamera mit Standartenverstellung, um jede Form optischer Verzerrungen zu vermeiden.
Das Projekt zog sich über drei Jahre hin, da nur das Frühjahr und der Herbst ein entsprechend warmes Licht mit der plastischen Ausleuchtung der Objekte bereithält.