Order ungewiss
Im Dienst der Royal Navy um die Welt
Frederik Ceres
Warum schreibt man noch einen in der Zeit der napoleonischen Kriege angesiedelten Seeroman? Weil man gerne vom Sofa aus auf große Fahrt geht – und dieses Genre vielleicht auch neu interpretieren mag. Denn was der Mannschaft der Chloe in einem schwer überschaubaren Krieg widerfährt, basiert zwar sehr frei auf bekannten Ereignissen um 1800 – die Prisengelder der spanischen Schiffe Santa Brigida und El Tetys standen Pate; die Marinewerft in Bombay hatte tatsächlich einen indischen Meisterzimmermann; St. Vincents Führungsstil vor Brest ist belegt. Aber die Forschung hat auch einige Vorurteile gegenüber der Royal Navy des 18. Jahrhunderts zurechtgerückt. Schiffe und Mannschaften werden als differenzierte und überraschend eigenwillige Organismen gesehen, nicht als schwimmende Straflager, effektive Führung funktionierte auch damals nicht mit Grausamkeit. Eigene Erfahrungen vor dem Mast haben dem die Erkenntnis hinzugefügt, dass das größte Abenteuer oft unter Deck bei den Menschen zu finden ist.
Diese Geschichte will daher vor allem erzählen, wie ein Schiff allen Abenteuern zum Trotz einfach versucht, wieder heil nach Hause zu kommen. Erlebt wird das alles aus der Perspektive der verschiedenen Besatzungsmitglieder und vor allem aus der Sicht des scheuen Kapitäns. Gabriel Maines bereitet der Umgang mit der Mannschaft wenig und die reine Nautik gar keine Probleme, um so mehr dafür seine eigene Unsicherheit gegenüber Menschen, die ihm an Bildung und Stand überlegen scheinen und neben denen er sich ‚so interessant wie eine Miesmuschel vorkommen musste’, wie er einmal denkt. Gleichwohl wird er zum Held wider Willen, hoffentlich auch für den Leser.