Organisationales Lernen und Anreizsysteme nach dem Börsengang
Ein verhaltensorientierter Ansatz
Tatiana Villalobos Baum
Unternehmen durchlaufen während ihres Bestehens unterschiedliche Phasen, die von der Entstehung über das Wachstum bis zum Niedergang beziehungsweise zur Regenerierung gehen. Die bedeutendsten Veränderungen bringt aber die Wachstumsphase mit sich. Um diese Phase erfolgreich bestreiten zu können, kann die wichtigste Herausforderung die Neuzuführung von Kapital werden. Während dieser Phase wird der Börsengang gern als Finanzierungsalternative gesehen. Die strategische Entscheidung für einen Börsengang bedeutet aber für ein Unternehmen nicht nur neue finanzielle Möglichkeiten, sondern auch Herausforderungen im neuen Entscheidungsumfeld des Kapitalmarktes.
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich anhand eines konkreten Beispiels auf vier wesentliche Punkte, die sich als Konsequenz eines Börsenganges im Unternehmen ergeben können: Veränderungen in der Kontrollstruktur, im Controlling und in den Anreizsystemen. Der vierte Punkt bezieht sich auf den aufwendigen Lernprozess, den diese Veränderungen im Unternehmen anstoßen können.
Die Untersuchung der einzelnen Phänomene beginnt mit der Heranziehung der klassischen Wirtschaftstheorien – der Neoklassischen Theorie und der Neuen Institutionenökonomik. Eine tiefgehende Analyse zeigt, dass sich die zu beobachtenden Änderungen und deren komplexe Zusammenhänge nur begrenzt mit den bekannten Wirtschaftstheorien erklären lassen. Reale Unternehmensphänomene, wie ein Börsengang, und die identifizierten Untersuchungspunkte lassen sich dank verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse deutlich besser darstellen und erklären. Dies wird mit einer Fallstudie untermauert, die sich mit den nach dem Börsengang eingeführten Anreizsystemen beschäftigt. Die Fallstudie zeigt, dass bei der Gestaltung von Anreizsystemen Überlegungen der Neuen Institutionenökonomik deutlich vertreten sind, was die Realisierung der gewünschten Effekte ohne Berücksichtigung verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse, unwahrscheinlich macht.