Ottokar II. redivivus.
Der Přemyslidenfürst in Literatur und Geschichte
Sabine Voda Eschgfäller, Milan Horňáček
Der „eiserne und goldene König“ aus dem Geschlecht der
Přemysliden, Ottokar II. (1233–1278), war schon zu seinen
Lebzeiten eine schillernde Figur; und vollends nach seinem
mythenumwobenen Tod in der Schlacht auf dem Marchfeld
wird über ihn immer neu geschrieben – durch die Epochen,
vom Mittelalter bis in die Gegenwart, in Reimchroniken,
Romanen und Dramen und selbstverständlich in der Historiographie,
die sich immer neu der Rolle dieses böhmischen
Königs zuwendet.
Dieses Buch zeichnet den Wandel der Gestalt Ottokars II.
umfassend nach, in Kapiteln, die von GermanistInnen und
HistorikerInnen aus Tschechien, Deutschland, Österreich
und Italien beigesteuert wurden. Kenntlich wird das Bild eines
Herrschers, das anscheinend seit jeher zwischen zwei Polen
oszillierte: Auf der einen Seite stieß der ritterliche Herrscher
auf Bewunderung, auf der anderen Seite wurde er als Tyrann
dämonisiert.
In den Beiträgen unseres Bandes werden die Ursachen, Ausformungen
und Wechselwirkungen dieses komplexen und
polarisierten Rezeptionsprozesses herausgearbeitet. So
entsteht eine dynamische Zusammenschau über einen historischen
Akteur, dessen Faszination über die Jahrhunderte
hinweg, im Positiven wie im Negativen, nie nachgelassen zu
haben scheint oder die zumindest immer wieder neu entfacht
wurde: Ottokar „redivivus“.