Paramoderne
Anselm Feuerbachs »Gastmahl des Plato« und die Tragödie der Kunstreligion
Florian Arnold
Wo es weder vor noch zurück geht, hilft nur ein Schritt zur Seite. Die Moderne scheint auch ästhetisch abgewirtschaftet zu haben, und doch steht jede Fortschritts- oder Überwindungshoffnung weiterhin in der Schuld der historischen Avantgarden. Post-, Neo-, selbst Arrièregarde von heute teilen dasselbe Schicksal eines andauernden Aufbruchs ohne Ende.
Paramodernität hingegen bedeutet ein Innehalten, gestattet einen Seitenblick auf unsere sich ständig verbreiternde Gegenwart. In einer solchen Neben-, aber auch Gegenstellung wird erst ein Epochenpanorama sichtbar, das sich zugleich als Tragödie der Kunstreligion und seines bildungsbürgerlichen Publikums beschreiben lässt. Beide Phänomene des 19. Jahrhunderts gelten als überholt. Doch haben wir sie bisher je eingeholt? Anselm Feuerbachs „Gastmahl des Plato“ ist Sinnbild dieses Bewältigungsprozesses, und zwar schon vor seiner Zeit, unserer Zeit. Es ist Zeugnis einer unzeitgemäßen Zeitgenossenschaft, die mit abgebrochenen Neuanfängen fertig zu werden lehrt. Das „Gastmahl des Plato“ ist Paradigma einer ewigen Modernität des Klassischen – gerade in seinem Scheitern.