Personenidentität in der Welt der Begegnungen
Menschliche Persistenz, diachrone personale Identität und die psycho-physische Einheit der Person
Nils-Frederic Wagner
Was bedeutet es und warum ist es für uns wichtig, über die Dauer unseres Lebens als individuelle Person fortzubestehen? Als Personen in der praktischen Wirklichkeit leben wir in einer sozial relational bestimmten Welt der Begegnungen. Wir sind Wesen, die etwas in qualitativ distinkter Weise wichtig nehmen und die ihr Leben nach bestimmten Wertorientierungen ausrichten. Die in der gegenwärtigen analytischen Philosophie dominierenden Ansätze zu Fragen diachroner Personenidentität verfehlen zumeist diese lebensweltliche Bedeutung. Der Ballast dieser Theorien, der am cartesianischen Substanzdualismus hängt, wird dadurch umgangen, dass Personen als psycho-physische Akteure aufgefasst werden, deren Identität durch die kontingenten faktischen Normen und Strukturen der Handlungswelt bestimmt wird. Im Zentrum des Buches steht ein Kriterium von Personenidentität als graduierbare Relation, die unsere Existenz auf einem Kontinuum zwischen Menschsein und Personsein lokalisiert. Dadurch wird der analytischen Obsession begegnet, die gesamte Debatte auf die metaphysische Frage nach eindeutig bestimmbarer numerischer Identität über die Zeit zu reduzieren und durch den Abgleich personenkonstitutiver Eigenschaften zu verschiedenen Zeitpunkten entscheiden zu wollen.