Peter Kachowskij
Vom Traum, ein Held zu sein
Joachim Winsmann
Am 13. Juli 1826 wurden 5 Mitglieder einer russischen Oppositionsbewegung zum Galgen geführt, in den Morgenstunden hingerichtet und am nächsten Tag an einem unbekannten Ort vergraben. Ginge es nach dem Willen Nikolai I., sollte mit ihnen auch die Erinnerung an den Aufstand vom 14. Dezember 1825 getilgt werden. In dem Prozess gegen Peter Grigorjewitsch Kachowskij wird noch einmal deutlich, welche Ziele die Aufständischen verfolgten und wie zerstritten sie untereinander doch waren. War es ein Versehen, gar ein Fehler, daß man Peter Kachowskij im Nordbund der Dekabristen Anfang 1825 aufnahm? Wer war dieser Kachowskij, der auf dem Petersplatz (später Senatsplatz) zwei hochrangige Offiziere tötete, obwohl er es eigentlich auf das Leben des neuen Imperators abgesehen hatte? Unter Zuhilfenahme bisheriger Veröffentlichungen, die nun erstmals in deutscher Sprache vorliegen, wird versucht, ein Porträt des „russischen Brutus“ zu zeichnen, dem man u.a. nachsagt, er habe dies alles aus einer Art Verzweiflung aus enttäuschter Liebe getan. Die Gründe liegen sicher etwas tiefer, und wir sind nicht geneigt, ihn in eine Reihe mit jenen zu stellen, die wir als Dekabristen kennen – soweit wir von „kennen“ reden können. Auf jeden Fall ist Peter Kachowskij eine Erscheinung seiner Zeit. Schaut man sich das kurze Leben jenes jungen Mannes an, stößt man auf erstaunliche Fakten, welche die Lektüre durchaus interessant machen.
J. Winsmann