Pferde, Banken, Schweinepest.
Die Geschichte der Behringwerke in Marburg 1918-1929
Julia Langenberg
Die Behringwerke in Marburg waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein kleines, aber bedeutendes
pharmazeutisches Unternehmen, das Sera und Impfstoffe gegen tödliche Infektionskrankheiten für
Menschen und Tiere – Pferde und Schweine – produzierte. Der Standort Marburg erwies sich für die
Herstellung der Produkte mit Pferden als vorteilhaft, für die Produktion mit Schweinen hingegen
eignete sich der Standort Eystrup an der Weser besser. Nach dem Tod des Firmengründers und
Nobelpreisträgers für Medizin, Emil von Behring, im Jahre 1917 prägten neue Eigentümer, vor allem
Banken, die weitere Entwicklung des Unternehmens in der hessischen Universitätsstadt Marburg.
Innovative Produkte, moderne Marketing- und Vertriebsstrategien sowie die enge Zusammenarbeit
zwischen Universität und Unternehmen halfen den Behringwerken, die schwierigen Probleme während
der Inflation zu überwinden. Insgesamt vollzog sich bei den Behringwerken in den Jahren der
Weimarer Republik ein radikaler Wandel der Unternehmensstrategie, der zur Übernahme durch die
I. G. Farbenindustrie A. G. führte und die langfristige Existenz des Unternehmens mit mehreren
Nachfolgefirmen bis heute sicherte.