Planung und Bewertung strategischer Investitionsprojekte auf Basis stochastischer Netzpläne
Christian Sachs
Investitionsprojekte werden vorwiegend aus zwei verschiedenen Perspektiven betrachtet. Realwirtschaftlich gesehen steht das Projekt als Aktionsfolge im Vordergrund, finanzwirtschaftlich die Investition als Zahlungsfolge. Zur realwirtschaftlichen Planung von Investitionsprojekten wird die Netzplantechnik eingesetzt, die finanzwirtschaftliche Bewertung erfolgt mit Hilfe der Investitionsrechnung. Diese methodische Trennung von Planung und Bewertung kann insbesondere bei strategischen Investitionsprojekten zu erheblichen Fehleinschätzungen führen, da zum einen der Bezug der realwirtschaftlichen Projektplanung zum finanzwirtschaftlichen Projektwert fehlt und zum anderen die finanzwirtschaftliche Projektbewertung nur mangelhaft realwirtschaftlich fundiert wird. Schließlich werden in den gängigen Methoden sowohl der Netzplantechnik als auch der Investitionsrechnung realwirtschaftliche Projektrisiken und Entscheidungen im Projektablauf vernachlässigt. Zur Lösung dieser Probleme wird in dieser Arbeit die Idee eines die Netzplantechnik und Investitionsrechnung integrierenden Planungs- und Bewertungsansatzes für Investitionsprojekte verfolgt. Ein Hauptmerkmal des vorgestellten Ansatzes ist die Verwendung von stochastischen Netzplänen zur aktivitätsbezogenen Modellierung realwirtschaftlicher Abläufe unter Unsicherheit. Damit wird die Unsicherheit als Regelfall anerkannt und von der realitätsfernen Prämisse der Planungssicherheit abgerückt. Ein zweites Hauptmerkmal des Ansatzes ist die heuristische Optimierung von Entscheidungen im Projektablauf mittels genetischer Algorithmen. Es wird dabei die Kritik des Realoptions-Ansatzes an der Kapitalwertmethode aufgegriffen, dessen Lösungsversuch kritisch gewürdigt und eine Alternativlösung aufgezeigt. Der vorliegende Ansatz wird als Computerprogramm implementiert und anhand eines durchgängigen Beispiels aus dem lebenszyklusorientierten Produkt- Controlling vorgeführt.