Politik in der Reichskanzlei
Aufzeichnungen aus den Jahren 1929-1932
Hermann Pünder, Thilo Vogelsang
Als eine der wenigen „nichtamtlichen“ Quellen vermag das mit dem Tode Stresemanns im Oktober 1929 einsetzende Tagebuch des früheren Staatssekretärs in der Reichskanzlei Dr. Pünder zur Geschichte der Großen Koalition und der Ära Brüning eine wesentliche Aussage zu bieten. Dem Leser werden aufschlussreiche Einblicke in den Alltag der ersten Zentralbehörde des Reiches gegeben, und zwar für eine Zeit, da in ihr wirklich noch Politik gemacht wurde. Aus dem unmittelbaren Erleben des Verfassers finden die Verzahnung innen- und außenpolitischer Probleme sowie die wirtschaftlichen Krisenjahre der ausgehenden Republik eine anschauliche Behandlung. Durch Verwendung amtlichen Aktenmaterials hat die Edition eine zusätzliche Abrundung erfahren. Obgleich Pünder mit dem Sturz Brünings ebenfalls aus dem Reichsdienst ausschied, fallen Streiflichter auch auf die Praxis der Kanzlerschaft Papens, da der Staatssekretär weiterhin in gelegentlicher Verbindung zu seinem Nachfolger Planck blieb. Somit werden die Aufzeichnungen zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel für die Beurteilung der letzten Weimarer Jahre.