Polnische Kirchenlieder in Moskau am Ende des 17. Jahrhunderts
Kommentierte Textedition der Liederhandschrift Pogodin Nr. 1974 aus der Russischen Nationalbibliothek
Vladimir Neumann
Den Schwerpunkt der Publikation bildet die Edition einer ostslavischen Handschrift vom Ende des 17. Jahrhunderts. Diese Handschrift besteht zum Großteil aus polnischen Kirchenliedern, die in kyrillischen Buchstaben aufgezeichnet wurden und somit ein bedeutender Zeuge des Sprach- und Kulturkontakts zwischen dem west- und ostslavischen Raum sind. Edition und Kommentar stützen sich zum einen auf 14 weitere kyrillische Liederhandschriften aus dem gleichen Zeitraum – dem sogenannten Moskauer Handschriftenkomplex –, und zum anderen auf eine breite Basis polnischer Quellen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Diese wurden vom Verfasser erstmalig in dieser Breite aus polnischen Bibliotheken und Archiven zusammengetragen. Es zeigte sich, dass die kyrillischen Lieder überwiegend aus polnischen katholischen Kantionalsammlungen und zu einem geringen Teil aus den polnischen evangelisch-reformatorischen Gesangbüchern übernommen wurden. Die Edition macht nicht nur erstmalig die kyrillischen Texte der Handschrift zugänglich, sondern ermöglicht auch durch die Paralleltexte der polnischen Quellen und Vorlagen einen tieferen Einblick in dieses faszinierende polnisch-ostslavische kultursprachliche Phänomen.