Pop und Papageno
Über das Spannungsverhältnis zwischen U- und E-Musik
Jochen Hoerisch
›Pop‹ ist ein kurzes und prägnantes three letter word. Sein Sinn erschließt sich schnell. ›Pop‹ ist die Kurzfassung für ›populär‹. Im Wort Popmusik schwingt mit, dass diese Musik keine Scheu vor trivialen Knalleffekten hat. Genau dies aber kann auch bei sogenannter ernster Musik der Fall sein – sie kann zum Gassenhauer werden. Was also sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen E- und U-Musik?Der Fall Mozart ist bestens geeignet, um deutlich zu machen, wie reizvoll heikel es um die Unterscheidung von E- und U-Musik steht. Viele seiner Kompositionen sind zweifellos populär, ja sie sind Pop-Musik. Man denke nur an die Kleine Nachtmusik, die unzählige Pop-Bearbeitungen erfahren hat, auch deshalb, weil sie sich dafür anbietet. Oder an die ›irre‹ Arie der Königin der Nacht aus der Zauberflöte, an die etwa die virtuosen Gitarrensoli von Jimi Hendrix erinnern. Unübersehbar ist auch, dass der junge Mozart lange, bevor es den Begriff gab, von seinem Vater zum Popstar aufgebaut und als Wunderkind vermarktet wurde. Parallelen zu Michael Jackson drängen sich geradezu zwanghaft auf. Virtuosen wie der Teufelsgeiger Niccolò Paganini oder der akrobatische Pianist Franz Liszt haben sich im 19. Jahrhundert ungemein erfolgreich selbst als Popstars avant la lettre inszeniert.