Postavantgardistische Ästhetik
Positionen der französischen und italienischen Gegenwartsliteratur
Andreas Gelz
Die Arbeit untersucht die Arbeiten namhafter Schriftsteller und Theoretiker der französischen und italienischen Gegenwartsliteratur v.a. aus den 80er und 90er Jahren. Im einzelnen handelt es sich um Texte von Julia Kristeva, Philippe Sollers, Alain Robbe-Grillet, Georges Perec, Italo Calvino und Roland Barthes. Die Paradoxie des Begriffs Postavantgarde erscheint dabei als grundlegend für Selbstreflexion und Selbstbeschreibung von Autoren, die lange Zeit als Vertreter avantgardistischer Gruppierungen wie Tel Quel, Nouveau Roman und Oulipo gegolten haben. Die Reflexion historischer Grenzen ahistorischer, formalistischer und selbstreferentieller Theoriebildung sowie der ihr zugeordneten narrativen Praxis, die Frage nach der Evolution literarischer Formen sind zentrale Bestandteile der Suche nach einem ästhetischen Programm. Wichtige literarische Schlagworte der letzten dreißig Jahre (u.a. Intertextualität) werden einer Revision unterzogen. Die poetologische Reflexion verläuft dabei zwischen den Extremen einer Rückkehr traditioneller Erzählformen und eines Formenpluralismus im Zeichen der Beliebigkeit; die Auseinandersetzung mit der Geschichtlichkeit der literarischen Form erweist sich als gemeinsamer Nenner und origineller Beitrag der (Selbst-)Beobachtung der Autoren. Dies schließt subjekttheoretische Überlegungen mit ein. Vor dem Hintergrund systemtheoretischer Überlegungen versucht die Arbeit die Gesamtbetrachtung einer wichtigen Epochenschwelle der Gegenwartsliteratur. Ihre Perspektive reicht vom „Nullpunkt der Literatur“ (Barthes) bis zu den „Sechs Vorschlägen für das nächste Jahrtausend“ (Calvino); die Untersuchung stellt die Frage nach Entwicklungspotentialen von Literatur in einem medialen Kontext, in dem ihr die avantgardistische Position nicht mehr zuzukommen scheint.