Potenzial und Spielraum des Menschen
Michael Thaler
Die Frage ‚ Was ist Freiheit? ‚ ist, wie jene nach dem Wesen der Wahrheit, eine Frage, die wohl noch immer auf eine befriedigende Antwort harrt.
Die Schwierigkeit, den Begriff der menschlichen Freiheit umfangmäßig zu definieren, ist keine zufällige. Sie ergibt sich aus der offenen Natur des Menschen.
Dennoch erscheint es erforderlich, sich angesichts einer babylonischen Sprachverwirrung, wie sie etwa anhand der Sicherheitsdebatte zum Ausdruck kommt, die Frage erneut zu stellen, schon um sich in Erinnerung zu rufen, worauf sie ursprünglich möglicherweise abgezielt haben könnte. Eine Rekonstruktion dessen, was unter Freiheit verstanden wird, erscheint daher von aktueller Bedeutung. Ohne eine umfassende Antwort anzustreben, soll durch eine Analyse der Wurzeln der Freiheit im Spiel ein Licht auf Phänomen und Voraussetzungen der Freiheit geworfen werden.
Ausgehend von dem menschlichen Spielverhalten und dem hiezu zur Verfügung gestellten Spielraum werden drei Phänomene analysiert, die in einem Spannungsverhältnis hiezu stehen können: Es handelt sich um die Faktoren Macht, Konkurrenz und Konformismus, die miteinander interagieren und sich gegenseitig verstärken können.
In diesem Zusammenspiel der Mechanismen nehmen das Potenzial und der Spielraum des Menschen für die Freiheit einen Angelpunkt ein. Welcher Mechanismus schlussendlich obsiegen wird, kann nicht vorhergesagt werden, da es letztlich am Menschen selber liegt, wie er sich entscheidet.
So kann nur der Mensch selber sich die eigene Freiheit nehmen: Indem er auf sie verzichtet.