Praxis der Balint-Gruppen
Beziehungsdiagnostik und Therapie
F. Antonelli, E. Balint, J. Bastians, M.B. Clyne, D. Eicke, E. Fromm, W.L. Furrer, G. Garrone, J. Guyotat, H.-K. Knoepfel, F. Labhardt, B. Luban-Plozza, A. Moreau, M. Sapir, A. Trenkel
Michael Balint hat der Entwicklung der Heilkunde einen augerordentlichen Dienst geleistet, indem er auf die Wichtigkeit des psychologisch en Verste hens auf seiten des Arztes hinwies. Er hat damit eine ganz wesentliche Lücke in der medizinischen Ausbildung ausgefüllt. Bis dahin hatte man es dem Fachmann für Psychiatrie überlassen, sich mit den seelischen Problemen des Kranken zu beschäftigen, während der »nur« körperlich Erkrankte keinerlei psychologische Kenntnisse seines Arztes zu erfordern schien. Langsam be gann man zu sehen, dag manche somatische Symptome nur im Zusammen hang mit dem seelischen Problem des Kranken voll und ganz begriffen wer den können, wenn sie nicht sogar als rein psychogen beurteilt werden mugten. Aber Balint ging über diese Erkenntnisse hinaus. Er sah, dag der Arzt nicht die Krankheit, sondern den Kranken behandeln mug, und dag er ein Mindestmag von Verstehen für die seelische Struktur des Kranken haben mug, um auf ihn heilend einzuwirken; aber nicht nur der seelischen Struktur des Kranken, sondern auch seiner eigenen; denn nur, wenn er sich selbst kennt, kann er sich davor schützen, dem Patienten gut gemeinte, ab er falsch zu verstehende Worte zu sagen. Seit 1950 widmete sich Balint der Aufgabe der Ausbildung von Ärzten in der Erkenntnis der wesentlichsten Faktoren der Arzt-Patient-Beziehung und in der Kunst, diese Erkenntnisse therapeutisch. fruchtbar zu machen.