Psychische Belastungen im Wachalltag von Berufsfeuerwehrleuten
Ein arbeitspsychologischer Vergleich von Wachalltag und Einsatz. Eine Längsschnittstudie
Bettina Gorißen
Über psychische Belastungen der Feuerwehrleute wird in den vergangenen Jahren offen gesprochen. Dabei konzentrieren sich alle Beobachtungen auf das Einsatzgeschehen. Feuerwehrleute verbringen jedoch nur 20% ihrer Dienstzeit im Einsatz. Welchen Belastungen sind sie in den restlichen 80% auf den Wachen ausgesetzt? An einer umfangreichen Studie nahmen sieben deutsche Berufsfeuerwehren (von Bremerhaven bis München) teil. Eine Reihe von Belastungen wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren erstmals für den Einsatz und für den Wachalltag erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass bei stabilen Stressoren die Belastungen im Einsatz stärker ausgeprägt sind als im Wachalltag. Dennoch wird die Gesundheit der Feuerwehrleute hauptsächlich durch den Wachalltag beeinträchtigt! Die Auswirkungen auf kurzfristige Beeinträchtigungen und Arbeitsunzufriedenheit sind dabei größer als auf psychosomatische Beschwerden. Es kann darüber hinaus gezeigt werden, dass ‚echte Einsätze‘ der Ausbildung von psychosomatischen Beschwerden entgegen wirken. Feuerwehrspezifische Arbeit erscheint erwünscht. Sie ist gut für den Selbstwert, die Anerkennung sowie für Erfolgserlebnisse und Zufriedenheit der Feuerwehrleute. Wer über die gesundheitlichen Risiken von Feuerwehrleuten spricht, muss die in diesem Buch dargestellten Erkenntnisse beachten. Denn das Werk zeigt, dass der bisher unberücksichtigt gebliebene Wachalltag die Gesundheit der Feuerwehrleute stärker beeinträchtigt als der Einsatz. Diese Erkenntnis plädiert für die Schaffung von Arbeitsplätzen für Feuerwehrpsychologen, die die psychische Vitalität der Feuerwehrleute erhalten und den gesamten Stress reduzieren – im Einsatz als auch im Wachalltag.