Puppe und Schmetterling
Die Begegnung des Menschen mit sich selbst
Elke Blattmann
„In der Metamorphose des Schmetterlings“ kann der Mensch seine eigene Entwicklung erkennen. Bis in die Einzelheiten hinein lassen sich erstaunliche Entsprechungen zwischen Raupenstadium und Kindsein, Puppenstadium und Jugendalter, Imago und Erwachsensein entdecken. Aber im Unterschied zum Schmetterling macht der Mensch diese Wandlung nicht nur einmal in den großen Lebensphasen durch. Viele Male erleidet er jenen Todesprozess im Leben, der in der Gebärde des Sich-Auslieferns der hängenden Puppe besonders nachempfindbar wird. Im eigenen Spiel mit der Puppe, dem Abbild des Menschen, oder durch den Puppenspieler lernt das Kind, sich selber zu begegnen. Die Puppe hilft ihm bei der Entwicklung des Ich, bei der Metamorphose vom Nehmenden zum Gebenden.
„Wie drehen und wenden wir uns, wie bäumen wir uns innerlich auf, wenn es gilt, uns selber zu begegnen, in uns zu gehen, Fehler einzugestehen, zu bereuen, aufzugeben und zur Wandlung bereit zu sein. – Doch nur auf diesem Weg, den der Schmetterling uns vorlebt, können wir unserem wahren Wesen zum Durchbruch verhelfen.“