Rabbinische Texte als Gegenstand der Auslegung
Gesammelte Studien II
Arnold Goldberg, Peter Schaefer, Margarete Schlüter
Nach den 1997 erschienenen Studien zu Mystik und Theologie des rabbinischen Judentums liegt nun der zweite und letzte Band der Gesammelten Studien von Arnold Goldberg vor. Im Mittelpunkt der Arbeiten des ersten Bandes standen vornehmlich zentrale inhaltliche Fragen rabbinischer Mystik und Theologie. Die neunzehn hier vorgelegten, zwischen 1974 und 1990 entstandenen Untersuchungen verstehen die rabbinische Literatur vor allem als methodologische Herausforderung. Die spezifische Eigenart dieser Literatur als Traditionsliteratur (im Gegensatz zur Autorenliteratur) besteht darin, daß ihre ‚Fragmente‘ oder ‚Zitate‘ aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst wurden und von Redaktoren in neue Formen eingebettet und zu neuen literarischen Einheiten gestaltet wurden. Arnold Goldberg betrachtete daher die Entwicklung einer formanalytischen Methode als vorrangige Aufgabe. Dadurch erst wird die Erforschung der einzelnen Formen, ihrer ursprünglichen und eigentümlichen Funktionen als selbständige literarische Formen, und die Entstehung neuer Formen und sekundärer Funktionen durch die Komposition möglich. Erst von der Form her kann die Aussage in ihren Gesamtzusammenhängen und in ihrem Bezugssystem erschlossen werden. Folgerichtig legte Arnold Goldberg nach einer ersten Studie zu Form und Funktion des Ma’ase in der Mischna seinen programmatischen und wegweisenden Entwurf einer formanalytischen Methode für die Exegese der rabbinischen Traditionsliteratur vor, dem er in den Folgejahren zahlreiche Einzeluntersuchungen folgen ließ. Im Zentrum seines methodologischen Interesses stehen rabbinische Texte als Gegenstand der Schriftauslegung, was zum Beispiel in den Arbeiten Das schriftauslegende Gleichnis im Midrasch, Die Schrift der rabbinischen Schriftausleger oder seinen Studien zu den Kompositionsformen der rabbinischen Homilie deutlich wird.