REFORMWILLIG, ABER NICHT „BLAUÄUGIG“
Lebenserfahrungen, Bekenntnisse und Einsichten einer ehemaligen Erfurter Lehrerin und Schuldirektorin in den Wendejahren 1989/90 und danach
Jürgen Stollenwerk
Irmtraud Stollenwerk, zu DDR-Zeiten eine gestandene Lehrerin und Schuldirektorin einer 10-klassigen POS, wird nach über zehnjähriger Ausübung der Schuldirektorentätigkeit auch in der „Wendezeit“, mit fachlicher Qualifikation, bescheinigter „Unbedenklichkeit“ und hohem Zuspruch in ihrem Kollegium unvermittelt 1991 ihres Amtes enthoben. Ihre Zerrissenheit im pädagogischen und politischen Umfeld als auch ihren familiären Alltag thematisiert sie im Rahmen eines brieflichen Gedankenaustauschs mit einer niedersächsischen Kollegin. Die darüber hinausgehende eigene Lebensrückschau, zweifellos der subjektiven Wahrnehmung unterworfen, trägt jedoch einen sehr offenen, persönlichen, aber auch zeitgeschichtlichen Charakter und rundet das Bild ab.
In ihrer Tätigkeit als Grundschullehrerin mittlerweile voll aufgegangen, hätte sie sich am Ende ihres (Arbeits-)Lebens resümierend wohl einen sensibleren Umgang mit der Lebensleistung der damaligen Lehrerschaft und eine differenziertere Sicht darauf gewünscht, was vom ostdeutschen Schulsystem Bestand haben sollte und was einer unbedingten Reformierung bedurfte.