Richtig krank sein – für Männer
Gerhard Krug
Schon im Prolog des kleinen Ratgebers wird klar: „Mit dem Handicap eines verkrüppelten X-Chromosoms bedeutet jede Erkrankung eine akute Bedrohung des Überlebens. Das weiß Mann nun ja schon länger.“ Ein zweites Überprüfen der Situation wischt dann auch jeglichen Zweifel beiseite. „Der Rachen fühlt sich geschwollen an, das Schlucken geht nicht mehr so einfach wie gestern Abend. Da lief das Bier locker durch die Kehle ohne auch nur die geringste Beeinträchtigung. Der Kopf fühlt sich schon an, als ob in Kürze eine heftige Fieberattacke droht. Wieder leichte Panik. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.“
Im folgenden Kapitel „Richtig krank werden“ erfährt Mann dann, wie er sein Krankenstadium sorgfältig einleitet, indem er tapfer erklärt, aufzustehen, sich heldenhaft in die Firma zu schleppen und „der Krankheit die Stirn zu bieten und ein echter Kerl zu sein, den Abermillionen kleine Tiere nicht in die Knie zwingen können. Dabei ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass der morgendliche Kaffee nicht durch eine große Schale Salbeitee ersetzt wird.“
In „Richtig krank sein“ (nichts für Amateure!), geht es dann ans Eingemachte. Mann wird angeleitet und ermutigt, wie er die tödliche Bedrohung zunächst zelebriert und so in den Genuss der vollen Fürsorge durch Partnerin und Familie kommt. Sobald das massive Grauen abgewendet ist, ist der vielversprechende Zeitpunkt erreicht, „die Medikation massiv zu verändern. Halsweh und Schmerzen sind durch die Medikamente und Tees nicht besser geworden, sondern nur deiner robusten Gesundheit ist es zu verdanken, und dem absoluten Willen wieder zu genesen, dass du nicht ins Delirium abgeglitten bist.“ (…) „Dabei ist jedoch (…) absolute Selbstdisziplin angesagt. Wenn du nun zwei Portionen Currywurst mit Pommes rot-weiß orderst und dazu ein Sixpack deines Lieblingsbiers, dann ist das ein grober Stockfehler.
In „Richtig genesen“ kommt dann „langsam der Zeitpunkt, dass sich dein Kranksein dem Ende zuneigt. Wichtig dabei ist, dass dieser Prozess nicht zu rasch vollzogen wird. Du musst dabei darauf achten, dass die Betreuung durch die Krankenschwester nicht abrupt endet, sondern nach und nach ausläuft. Schließlich musst du dich ja an das normale Leben erst wieder gewöhnen. Insgesamt also sollte die Pflege so lange wie möglich aufrechterhalten werden, insbesondere was deine Lieblingsspeisen und die Vermeidung von Kinderbetreuung und Mithilfe im Haushalt betrifft. Wenn es dir aber glückt, dass dein Heldenmut durch deine Familie bewundert wird, wirst du aus dieser Erkrankung gestärkt hervorgehen und dem Nimbus des Helden in der Familie steht nichts im Wege.“ Lies selbst!