Ritter, Tod und Teufel
Hermann Reutter und das Lied
Thomas Seedorf, Matthias Wiegandt
Hermann Reutter (1900–1985) zählt zu den kaum erforschten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sein Lebensweg begann in der Kaiserzeit und schlängelte sich durch die Weimarer Republik, das ‚Dritte Reich‘ sowie die ersten Nachkriegsjahrzehnte. Der gut vernetzte Komponist erzielte mit Opern, Kantaten und Instrumentalwerken hohe Aufführungszahlen. Als flexibler, reich schattierender Liedbegleiter von Sängerinnen und Sängern wie Karl Erb, Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau rückte er jedoch das Klavierlied ins Zentrum seines Wirkens. An Musikhochschulen und bei weltweit abgehaltenen Meisterkursen für Liedgestaltung reichte er die in der Praxis gesammelten Einsichten an jüngere Generationen weiter. Dabei gelang es Reutter, die Impulse des Liedkomponisten mit jenen des Pianisten und des Pädagogen zur Synthese zu bringen. Die vorwiegend werkbezogenen Beiträge des Bandes erschließen eine Auswahl seiner rüber 200 Lieder, auf Gedichte von Rilke, Rückert, Storm, Lorca, Hölderlin, Shakespeare sowie der mittelalterlichen Minnelyrik. Überdies wird Reutters Schaffensentwicklung in wechselnden Zeitkontexten nachgezeichnet.