Rom ist anders
Analyse der Wohnsiedlungsentwicklung im 20. Jahrhundert
Katharina Trowitzsch, Kunibert Wachten
Rom hat im Vergleich mit Metropolen ähnlicher Größenordnung über etliche Jahrzehnte eine geringere Expansion über die jahrhundertealten Stadtgrenzen hinaus erfahren. Die Genese und der Wirtschaftscharakter der Stadt sind sehr verschieden im direkten Vergleich mit anderen Großstädten. Wachstum geschah bis spät in die 1960er Jahre hinein durch Nachverdichtung von innerstädtischen Lagen. Motor der Stadtausdehnung war nie industriell motiviertes Wachstum, sondern Rom blieb im Kern eine Verwaltung- und Dienstleistungsmetropole.
Bis an die Grenzen der Ausnutzung von innerstädtischen Randlagen, vorgegeben durch die Aurelianische Stadtmauer, wurde die Stadt allmählich aufgefüllt. Anders als im innerstädtischen Bereich verlief die Stadterweiterung Roms spärlich und ohne kontextuelle vorausschauende Planung. Entstanden sind dann im 20. Jahrhundert in der Peripherie eher autistisch anmutende, unterschiedliche Quartiere, ohne einen eigenen städtischen Zusammenhang zu generieren. Der exemplarische Vergleich mit anderen europäischen Orten zeigt, dass die jeweils vorherrschende internationale Ausprägung der Siedlungs- und Wohnungsbauleitbilder nur bedingt auf Rom anwendbar ist.
Katharina Trowitzsch, geboren 1979 in Hannover, 1999-2006 Studium der Architektur an der RWTH in Aachen, 2002-2003 Auslandsstudium an der Università degli Studi di Roma ›La Sapienza‹ in Rom, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut und Lehrstuhl für Städtebau und Landesplanung an der RWTH Aachen, Tätigkeit an diversen Lehr- und Forschungsprojekten und der Promotion.