Rom, Sixtina. Das Muster entsteht beim Weben
Roman
Thomas Vogel
Die Sixtina, magischer Ort mitten in Rom. Eines der am meisten besuchten Kirchengebäude der Welt. Am Tag drängen sich bis zu 20 000 Menschen durch diese Kapelle, um Michelangelos Fresken an der Decke zu bestaunen. Nachts ist sie menschenleer. Und doch ist in der Nacht – verborgen vor der Welt – Leben in dieser Kapelle, besser gesagt: an ihrer eintausend Quadratmeter großen Decke. Dann, wenn die Propheten und Sibyllen sich regen, sich aus ihrer Starre befreien, wenn sie in vielstimmigem Chor aus alten Zeiten erzählen, sich streiten über die Kunst der rechten Weissagung, und – sich neu ins Geschehen einmischen wollen… Infolge einer Reihe von Zufällen findet sich Markus, ein junger Wissenschaftler aus Heidelberg von heute auf morgen als Tourist in Rom wieder. Er lässt sich vom Touristenstrom treiben, lauscht beim Besuch der Sixtinischen Kapelle zwei Italienerinnen, die ihrer Begeisterung für die Deckenfresken freien Lauf lassen und die er später um eine Restaurantempfehlung bittet. Und so trifft Markus anderntags Giovanni, einen skurrilen Italiener, dem er wenig später auf seltsame Weise schon wieder begegnet. Zufall? Fügung? Für ein so altmodisches Wort hat ein Astrophysiker normalerweise nur ein müdes Lächeln. Doch Markus will Urlaub machen, auch vom Ich, und da kann man, zumal in der „Heiligen Stadt“ ja auch mal andere Gesetze gelten lassen.