Romeo und Julia
Dietrich Klose, August Wilhelm Schlegel, William Shakespeare
Romeo und Julia sind der Inbegriff der leidenschaftlichen Liebe, sind das Liebespaar schlechthin. Shakespeares Tragödie zeigt die himmlische Ekstase, aber auch die Grenzen der Liebe durch Familie und gesellschaftliche Gegenbilder, die in den männlich dominierten Gruppen der Montagues und der Capulets verkörpert sind. Und nicht zuletzt ist Shakespeares »Romeo und Julia« ein hinreißendes Sprachkunstwerk, ein großes Liebesgedicht in Dramenform.
Die sogenannte Schlegel-Tieck-Übersetzung, zu der August Wilhelm Schlegel und – unter Mitübersetzer- und Herausgeberschaft von Ludwig Tieck – auch Dorothea Tieck und Wolf Heinrich Graf Baudissin beigetragen haben, ist im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem eigenständigen deutschen Klassiker geworden. Indem sich die Übersetzer der Literatursprache der deutschen Klassik im Gefolge Goethes und Schillers bedienten, schufen sie ein poetisches Übersetzungswerk von großer sprachlicher Geschlossenheit und weitreichender Wirkung. – Text in neuer Rechtschreibung.
Zu einem Maskenball der Familie Capulet in Verona haben sich Mitglieder der verfeindeten Familie Montague eingeschlichen, und dort verliebt sich Romeo aus dem Haus der Montagues in Julia aus dem Haus der Capulets. Romeo und Julia versprechen einander, heimlich zu heiraten. Bei einem Streit der beiden Familien wird Romeos Freund Mercutio erstochen, woraufhin Romeo Tybalt, den Mörder seines Freundes, ersticht. Romeo wird verbannt und flieht. Währenddessen soll Julia von ihrer Familie mit dem Grafen Paris verheiratet werden. Um das zu verhindern, gibt Romeos Beichtvater Bruder Lorenzo Julia einen Trank, der sie in einen todesähnlichen Schlaf versetzt. Romeo hört, dass seine Geliebte tot sei; ein Brief Lorenzos, der die List aufgeklärt hätte, erreicht ihn nicht. So kehrt Romeo nach Verona zurück und vergiftet sich neben der vermeintlich toten Julia. Julia erwacht, sieht den toten Romeo und ersticht sich. Am Grab von Romeo und Julia versöhnen sich die verfeindeten Familien.
»Für die Literatur der englischen Renaissance hat Shakespeare in ›Romeo und Julia‹ die große und wirkliche Liebe entdeckt. Zwar sind Romeos und Julias Verse von dem hohen Pathos der rhetorischen Sprachkunst getragen und ihre Empfindungen sind poetisch gesteigert und in eine geprägte Form gebracht. Aber ihre Liebe ist ein großes und echtes Gefühl, das uns durch seine Menschlichkeit anzurühren vermag, es spricht zu uns mit jener Unmittelbarkeit des Zeitlosen, die Shakespeare damals schon (nach Ben Jonsons Wort) als einen ›für alle Zeit‹ schaffenden Dramatiker erscheinen ließ.« Wolfgang Clemen