Römische Thermen — Zentren der Sorge um sich selbst
Eine mentalitätsgeschichtliche Untersuchung
Pascal Frank
Von weiten Teilen der Forschung werden die Thermen Roms noch immer im Kontext des Topos von „Brot und Spielen“ als eine Art antiker Wellness-Center gesehen. Von dieser Lesart Abstand nehmend, bringt die vorliegende Studie erstmals die römische Thermenkultur mit dem Konzept der „Sorge um sich selbst“ in Zusammenhang. Demnach waren Thermen keineswegs Stätten des Müßiggangs, sondern dienten der Kultivierung einer bestimmten Lebensform, die von der Aufforderung zur Sorge um den eigenen Körper und Geist geprägt war. Dieser Sorge konnte der Besucher in den Thermen nachgehen, sei es die Körpersorge durch Sport im Bereich der palaestra, Massagen und Salbungen in den unctoria, den Gang zur Latrine und freilich das Baden, sei es die Geistessorge beim Besuch der Gärten oder Bibliotheken. Das zugleich individuelle und kollektive Einüben der Sorge um sich selbst während des Thermenbesuchs wirkte gesamtgesellschaftlich verbindend, einigend und stabilisierend; als Architekturen der Lebenskunst stellten die Thermen demnach eine sozio-politische Notwendigkeit im Rahmen des Prinzipats dar.