Rudolf Wintnauers Übersetzung der „Legenda maior de beata Hedwigi“
Text und Untersuchungen zu einem Frühwerk der Wiener Übersetzungsschule unter Herzog Albrecht III.
Jelko Peters
Die Legende der heiligen Hedwig von Schlesien (1174/78-1243, kanonisiert 1267) wurde um 1300 von einem unbekannten Geistlichen in lateinischer Sprache verfasst. Insgesamt viermal wurde die Vita im Spätmittelalter ins Deutsche übersetzt. Die vorliegende Edition bietet die älteste Übertragung der Legenda maior de beata Hedwigi, die 1380 von Rudolf Wintnauer im Auftrag Herzog Albrechts III. in Wien beendet wurde.
Diese Übersetzung wurde bisher kaum von der Germanistik beachtet, obwohl schon 1960 der Nestor der deutschen Prosaforschung, Wolfgang Stammler, ihre Edition anregte. Aus gutem Grund: Der einzige Textzeuge ist zugleich der Autograph des Übersetzers. Durch die zeilengetreue Edition und einen ausführlichen Apparat, der alle Korrekturen Wintnauers enthält, wird ein genauer Einblick in die Schreibwerkstatt des Übersetzers möglich. Der Text zählt außerdem zu den frühesten Werken der Wiener Übersetzungsschule unter Herzog Albrecht III. Im Untersuchungsteil wird eine erste Einordnung der Übersetzung vor ihrem literaturgeschichtlichen Hintergrund vorgenommen. Darüber hinaus wird die Schreibsprache der Handschrift analysiert, eine Einführung über die heilige Hedwig und ihre Legende gegeben. Ein Glossar, das die sprachgeschichtlich wichtigsten Wörter enthält, beschließt die Edition.