Sauerampferspiele
Ein Hamburg-Krimi
Sylvia Katharina Löwe
Nach einem gewonnenen Prozess verabschiedet Conny sich unbeschwert in der Kanzlei von Bernhard, der nicht nur ihr Kollege, sondern auch der Mann ist, der sich seit Jahren Hoffnungen macht, Conny zu heiraten. Conny belohnt sich, indem sie shoppen geht und ausschweifend einkauft. Völlig unbedarft bleibt sie vor einem weiteren Schaufenster stehen, als ihr Blick auf eine am Boden sitzende Gestalt fällt.
Wie immer gibt Conny etwas „von ihrem Glück ab“, wie sie das Zuwerfen von Geld an Obdachlose nennt. Doch dieses Mal ist der / die Obdachlose keine Unbekannte, sondern ihre Cousine Tilla. Sie ist dünn, ihre Hände zittern und sie hat nur noch wenige Zahnstummel im Mund. Conny ist angewidert und fasziniert zugleich. Sie kauft Tilla eine Flasche Rum und drückt sie ihr in die Hände. Sie handelt aus einem Impuls heraus, ohne greifbare Erinnerung und wird dabei von zwei Menschen beobachtet, die wenig später Probleme in der Kanzlei auslösen.
Der Schock des unerwarteten Aufeinandertreffens löst in Conny nach und nach die Erinnerungen eines vier- bis siebenjährigen Mädchens aus, die sie längst vergaß.
Trotz anfänglichen Vorsatzes, Bernhard von Tilla zu erzählen, schafft sie es nicht, denn Bernhard ist ganz anderer Herkunft, in Sorglosigkeit aufgewachsen, mit traditionell familiär vorgezeichneter beruflicher Laufbahn. Conny schämt sich und fühlt sich gleichzeitig unerfindlich verantwortlich für Tillas Schicksal.
Auf ihrer Suche nach ihrer Cousine verstrickt Conny sich mehr und mehr in Lügen und Heimlichkeiten. Sie findet Tilla nicht und wendet sich an einen jungen Obdachlosen, dem sie auf der Straße begegnet. Thomas heftet sich infolge hartnäckig an Connys Fersen, die sich von dem etwa dreißigjährigen Mann bedroht fühlt. Beide können nicht wissen, dass ihr Leben miteinander verwoben ist. Thomas führt Conny schließlich in ein Lokal in Hamburgs Stadtteil Sankt Georg. Im Hinterhof des Lokals hat Tilla ihren Schlafplatz, versorgt von Ulli, dem Wirt des Lokals, der Tilla verehrt, weil sie eine Künstlerin ist. Tilla weist Conny ab. Ohne zu begreifen, dass die düsteren Bilder an den Wänden mit der Signatur T. Hahnemann von Tilla gemalt wurden, sucht Conny das Lokal und dessen Hinterhof häufiger auf. Tilla ist fort und Conny glaubt erleichtert, auch Thomas losgeworden zu sein. Doch der Gedanke an Tilla nagt an Conny.