Schönes Denken
A.G. Baumgarten im Spannungsfeld zwischen Ästhetik, Logik und Ethik
Andrea Allerkamp, Dagmar Mirbach
Mit der Begründung der philosophischen Ästhetik stößt Baumgarten an Grenzen, vor denen der cartesianische Rationalismus haltgemacht hatte. Die cognitio confusa – die verworrene Erkenntnis – der sinnlichen Wahrnehmung konfrontiert mit einem fundamentalen Problem: Sie ist nicht in klaren und deutlichen Begriffen zu fassen.
Die neu zu gründende Disziplin der Ästhetik greift diese erkenntnistheoretische Problematik auf und macht es sich zur Aufgabe, die Regeln des Ästhetischen zu untersuchen. Bereits in seinen Frühschriften, wie der Antrittsvorlesung in Frankfurt/Oder, hatte Baumgarten nach verbindlichen Grundlagen für eine scientia cognitionis sensitivae und ihre Lehrpraxis zwischen Denken und Darstellen gesucht. Einen umfassenden Ansatz ihrer Begründung liefert die Aesthetica. Im Fokus von Baumgartens Aufmerksamkeit steht neben dem ästhetischen ein bewusst ethisches Anliegen: Es geht auch um gelingende Lebensführung und Verbesserung der Lebensumstände. Baumgarten ist sowohl Aufklärer als auch Pietist. Angestrebt werden Querverbindungen zwischen Ästhetik, Logik und Ethik in der Ermittlung ihrer Wechselwirkungen auf der Grundlage der Metaphysik.
Neben der bilanzierenden Aufarbeitung der epistemologischen Neuerungen und Umwertungen durch Baumgartens Werk liegt ein besonderes Gewicht des vorliegenden Bandes auf seiner Ausstrahlungskraft in eine Vielzahl von akademischen Disziplinen – im zeitgenössischen Kontext und bis zur Gegenwart.