Schreiben als anderes Leben
Eine Untersuchung zu Robert Musils Roman «Der Mann ohne Eigenschaften»
Peter Nadermann
Robert Musils Dichtung «Der Mann ohne Eigenschaften» ist ein Lebenswerk im wahrsten Sinn des Wortes. Das Romanprojekt war von Anfang an als Experiment mit einer klar umrissenen Aufgabenstellung entworfen: als Versuch, die ‚Frage nach dem rechten Leben‘ zu beantworten. Es ging darum, die Bedingungen und Möglichkeiten der eigenen Existenz im Schreiben zu erforschen. Schreiben war für Musil Lebensbewältigung, und die Ergebnisse des Experiments gewannen für den Dichter eine existentielle Bedeutung. So war «Der Mann ohne Eigenschaften» mehr als ein literarisches Projekt, er war ein exzessiver Versuch der Selbstbestimmung im Medium der Literatur, eine «Gralssuche», die im Brennpunkt von Dichtung und Biographie sichtbar wird.