Schritte auf dem Wege zur Selbstbefreiung
Große deutsche Briefschreiberinnen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts
Reinhard M. Nickisch
Aufklärung, Klassik und Romantik leisteten nicht nur Entscheidendes
für die Befreiung des Mannes aus seiner „selbstverschuldeten Unmündigkeit“
(Kant), sondern boten auch den bürgerlichen Frauen bemerkenswerte
Chancen, sich aus den bedrückenden vormaligen geistigen
und sozialen Abhängigkeiten nach und nach zu lösen. Von fortschrittlich
denkenden Köpfen wie Gottsched, Gellert und Klopstock dazu
ermuntert, sich mit eigenen Briefen an den geselligen und intellektuellen
Brief-Gesprächen der Zeit zu beteiligen, trugen sie selbstbewusst
zu ihrer Befreiung aus der gesellschaftlichen Zweitrangigkeit
wirkungsvoll bei. Nicht selten übertrafen sie als Briefschreiberinnen
ihre männlichen Briefpartner, ja einigen von ihnen gelang es, so der
Gottschedin und Sophie von Laroche, dank ihrer epistolographischen
Fähigkeiten zu erfolgreichen Schriftstellerinnen aufzusteigen.
Das Buch führt dem Leser an zahlreichen Beispielen vor Augen, wie
staunenswert emanzipativ die Qualität der Briefe vieler deutscher
Frauen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts war. Die ausgewählten
Briefe stammen von der Gottschedin, von der Klopstockin, von zwei
Gellert-Schülerinnen, von der Karschin, von Eva König und Elise
Reimarus, von Karoline Herder, von Elisa von der Recke, von Charlotte
von Stein, von Caroline von Humboldt und Caroline Schlegel-
Schelling. Mit ihrer Briefkunst haben diese Frauenpersönlichkeiten
(die mittels biographischer Skizzen vorgestellt werden) wesentliche
Schritte auf dem Weg zur weiblichen Emanzipation zurückgelegt