Seehafenwettbewerb in Europa
Eine empirische Analyse der Wettbewerbsdeterminanten am Beispiel ausgewählter Containerhäfen der Nordrange und im Mittelmeer
Jan Ninnemann
Der Welt-Seehandel befindet sich langfristig in einer deutlichen Aufwärtsentwicklung – Globalisierung und weltweite Arbeitsteilung werden auch in Zukunft zu einer nachhaltigen Steigerung des Containerverkehrs beitragen. In diesem Wachstumsmarkt ist nicht zuletzt aufgrund der dynamischen Entwicklung des mittel- und osteuropäischen Hinterlandes ein zunehmender Standortwettbewerb zwischen den Containerhäfen in Nordrange und Mittelmeer zu beobachten. Die Entwicklung der Umschlagzahlen verdeutlicht dabei eine einsetzende Marktanteilsverschiebung zu Gunsten der südeuropäischen Häfen, wobei deutliche Unterschiede in der Entwicklungsdynamik der Hub- und Gatewayhäfen zu konstatieren sind. Grundlage dieser Untersuchung bildet ein Überblick über aktuelle und zukünftige Entwicklungen in Weltwirtschaft, Welthandel und Containerverkehr sowie ein Kurzporträt der wichtigsten Containerhäfen in der Nordrange und im Mittelmeer. Den Ausgangspunkt der weiteren Überlegungen stellt die Analyse der hafenspezifischen Rahmenbedingungen dar. Von zentraler Bedeutung ist hierbei zunächst die Identifikation der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Seehafens. Die Bewertung der strategischen Einflussfaktoren untergliedert sich dabei in die Bereiche der seehafenspezifischen und der hinterlandspezifischen Wettbewerbsdeterminanten. Die Betrachtung der seehafenspezifischen Einflussfaktoren erfolgt unter Berücksichtigung von Teilaspekten wie der Hafeninfra- und -suprastruktur, der Terminalproduktivität, der Intensität des hafeninternen Wettbewerbs und der maritimen Clusterbildung, während die Ausführungen zu den hinterlandspezifischen Faktoren ihr Hauptaugenmerk auf die Hinterlandnachfrage, die Qualität der Hinterlandverbindungen und die Transportkosten richten. Die Evaluation der Bedeutung der einzelnen Einflussfaktoren für die Wettbewerbsfähigkeit ausgewählter Seehäfen in Nordrange und Mittelmeer erfolgt mit Hilfe eines Performance-Measurement-Ansatzes. Im Zuge einer Modellbetrachtung wird an dieser Stelle auf einen modifizierten Ansatz des Quality Function Deployment in Verbindung mit einer Conjoint Analyse zurückgegriffen. Die zur Einschätzung der Wettbewerbsdeterminanten erforderlichen Daten können dabei im Rahmen einer Befragung unterschiedlicher Experten aus den Bereichen Containerumschlag, Reederei/Schifffahrt und Logistik/Spedition generiert werden. Auf Grundlage dieser Untersuchungsergebnisse ist es möglich, Gewichtungsfaktoren hinsichtlich der Bedeutung der einzelnen Wettbewerbsdeterminanten zu ermitteln sowie einen Vergleich der Wettbewerbssituation der einzelnen Hafenstandorte vorzunehmen. Auf Basis dieser Betrachtung können abschliessend Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Wettbewerbsposition der einzelnen Hafenstandorte abgeleitet werden.