Seemann spricht
Eine Novelle
Ulrike Winkler-Hermaden
„Am Freitag lag Seemanns Brief im Postkasten. Darin teilt sie Susanne mit, dass sie mit ihr sprechen müsse. Dass sie etwas zu erzählen habe. Dass es wichtig sei. Dass sie sich ein paar Tage Zeit nehmen möge. Mehrmals weist sie auf die Dringlichkeit der Angelegenheit hin. Susanne aber hat andere Pläne. Sie legt den Brief in die Schreibtischlade. Nach ihrem Urlaub wird sie sich melden. So lange wird Seemann warten müssen. Sie weiß, dass Susanne seit Jahren im August nach Drosendorf fährt. Zeit, die nur ihr gehört. Keine Chefs, keine Gerichtssäle, nur schwimmen in der Thaya und schreiben, was ihr einfällt.“
So beginnt das neue Buch von Ulrike Winkler-Hermaden. Es schildert die Begegnung zweier Frauen, einer älteren und einer jüngeren. Die ältere mit Namen Seemann spricht, die jüngere mit Namen Susanne hört zu und schreibt das Gesprochene auf. Susanne hört anfangs widerwillig zu. Eigentlich hängt sie lieber ihren eigenen Geschichten und Träumen nach, und so vermischen sich diese mit Seemanns Erzählungen. Doch stimmt das, wovon Seemann spricht? Ist es Fiktion oder haben wir es hier mit einem oder mehreren Kriminalfällen zu tun?