Separationsenergien und mittleres phänomenologisches Potential der Atomkerne
Marcel Beiner
Eine noch wesentliche Rolle spielen bei dem heutigen Stand unserer Kenntnisse die Kernmodelle, deren Gültigkeitsbereiche zu bestimmen das Hauptziel jeder Systematik der experimentellen Kerneigenschaften ist. Wenn die Kernmodelle als wirksame Hilfsmittel für die Einteilung und die Voraussagen gewisser Kern eigenschaften fortbestehen sollen, dann wird es die Aufgabe einer Kerntheorie sein, ihre Grundhypothesen zu rechtfertigen. Außerdem kann die Systematik der experimentellen Kerneigenschaften sehr nützlich sein, um die Konsistenz der Messungen nachzuprüfen, neue Experimente vorzuschlagen und die experimentellen Ergebnisse zusammenzufassen. Am besten studiert man zuerst die Systematik solcher Eigenschaften, die einfach und allgemein sind und im direkten Zusammenhang mit Grundhypothesen der Modelle stehen. In dieser Kategorie nehmen die in einer etwas verallgemeinerten Weise definierten Nukleonen-Separationsenergien einen besonderen Platz ein; denn sie finden im Rahmen eines Modells unabhängiger Teilchen eine natürliche, anschauliche Deutung: Sie stellen in einer Potentialmulde die Energiedifferenzen zwischen den von dem letzten Nukleon (oder von dem ersten Loch!) besetzten Einteilchen-Zuständen und dem ersten freien Zustand (s. Abb. 1) dar. Demnach wird die Systematik der Kernseparationsenergien die Festlegung der Parameter werte ermöglichen, welche die mittleren skalaren Kernpotentialmulden bestim men.