Seraphim und Cherubim in der Spätantike und Byzanz
Der Dunkle Stil Gottes
Catharina Recker
Seit jeher beanspruchen die himmlischen Wesen der Seraphim und Cherubim in Bild und Text eine wichtige Position zwischen Göttlichkeit und Irdischem, ohne dabei – wie Engel – mit den Menschen in Verbindung zu treten. Im Gegenteil: Durch ihre visuell und akustisch überwältigende Erscheinung in den biblischen Visionsberichten Jesajas, Ezechiels und der Johannesoffenbarung entziehen sie sich und Gottes Figur dem menschlichen Verständnis. Dies führt zu einer Genese von Bildzeugnissen, die im kirchlichen (Raum-) Kontext zu finden sind. Durch diesen Konnex zur liturgischen Welt werden Seraphim und Cherubim Teil der aktiven liturgischen Performanz und rufen so die imaginative Verbindung von irdischer und himmlischer Welt im byzantinischen Ritus hervor. Die damit einhergehende Entstehung der vielfältigen Darstellungsmodi orientiert sich dabei an ihren biblischen Elementen und befolgt Regeln, die den einzelnen ikonographischen Kontexten und ihren semantischen Funktionen zugeordnet werden können. Doch gleich wie vielfältig die enigmatischen Himmelswesen abgebildet werden – sie werden in der byzantinischen Vorstellungswelt stets als Sinnbild göttlicher Präsenz, dem Dunklen Stil Gottes, verstanden.