Sibyllinische Weissagungen
Griechisch - Deutsch
Jörg-Dieter Gauger
Unter dem Namen „Oracula Sibyllina“ ist eine Sammlung in Hexametern abgefasster Pseudoorakel überliefert mit den Büchern 1-8 und 11-14 in etwa 4230 Versen. Die frühesten Teile (Buch 3) entstanden im jüdischen Milieu seit der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr.; nach 150 n. Chr. wurden diese durch christliche Autoren rezipiert, ergänzt und überarbeitet. Die historischen Anspielungen reichen bis in das 3. nachchristliche Jahrhundert; die Endfassung wurde wohl im 6. Jahrhundert abgeschlossen. Der Legende nach hat Tarquinius Superbus, der letzte legendäre König Roms, die Bücher direkt von der Sibylle von Cumae erworben. Im Tempel des Iuppiter Capitolinus aufbewahrt und von 15 Priestern gehütet, durften sie nur eingesehen werden, wenn der Senat dies wegen beängstigender Vorzeichen anordnete. Im Jahr 83 v. Chr. vernichtete ein Brand auf dem Kapitol die Sammlung, eine neue wurde aufgrund von Nachforschungen an griechischen Sibyllenheiligtümern zusammengestellt.