Simon Schocken
Jüdischer Kaufhauspionier - Philanthrop - Gestalter
Claudia Kleemann, Peter Mettmann, Martin Ulmer
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts steht der Begriff «Schocken» für ein Kaufhauskonzept und eine Architektur der neuen Art. Die kreativen Köpfe dahinter waren die Gebrüder Simon und Salman Schocken, von denen einer Ende der zwanziger Jahre auf dramatische Weise sein Leben lassen musste.
1901: Der begabte junge Kaufmann Simon Schocken erhält die Chance, in Zwickau das Tochtergeschäft eines renommierten Leipziger Warenhausunternehmens aufzubauen und zu leiten. Später errichtet er zusammen mit seinem Bruder Salman einen der erfolgreichsten und innovativsten Warenhauskonzerne Deutschlands.
Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende jüdische Unternehmer unterstützt zahlreiche Einrichtungen und Projekte. Simon Schocken ist ein begnadeter Praktiker und wird als Mensch beschrieben, der für jedes Problem eine Lösung findet. Gemäß seinem humanistischen Credo verfolgt er eine von sozialen Grundsätzen geprägte Personalpolitik. Sein besonderes Interesse gilt aber der Architektur. So trägt die «Schockensiedlung» in Zwickau die Handschrift des umtriebigen Unternehmers. Schocken entwirft Pläne für Trauerhallen auf jüdischen Friedhöfen und arbeitet eng mit dem Architekten Erich Mendelsohn zusammen, der für den Schocken-Konzern die Häuser in Nürnberg, Stuttgart und Chemnitz baut.
Nach seinem unerwarteten Tod übernimmt 1929 Bruder Salman die Leitung des Unternehmens, das die Familie während der Zeit des Nationalsozialismus weit unter Wert zwangsweise verkaufen muss.