Sinnstiftung in der Provinz
Westfälische Museen im Kaiserreich
Gisela Weiss
Das 19. Jahrhundert wird das bürgerliche Jahrhundert genannt, aber auch das pädagogische und das der Vereine, es ist das Jahr-hundert der Nationalstaatsbildung und der Industrialisierung. All diese Merkmale verdichten sich in einer seiner nachhaltig fortwirkenden Institutionen: dem Museum in der modernen, bürgerlichen Ausformung. In diesem Buch wird nach der Funktion des Museums als zentrales Medium bürgerlicher Selbstvergewisserung und als Segment im Prozess der gesellschaftlichen Modernisierung gefragt. Untersuchungsgrundlage ist die gesamte Museumslandschaft Westfalens, doch stehen vier Städte im Mittelpunkt. Am Beispiel von Museen in Münster, Bielefeld, Dortmund und Witten werden die Ursachen und Formen der Museumsbildung, die Prozesse der Institutionalisierung und Professionalisierung, der Öffentlichkeitsanspruch und der Bildungsauftrag, die Konstruktionen nationaler, regionaler und lokaler Identitäten ausführlich untersucht. Es wird gezeigt, dass die „Sinnstiftung in der Provinz“ nicht nur historisches Erbe weiterreichte und Kompensationsbedarf erfüllte: Museen erwiesen und erweisen sich auch als Fortschrittsträger und haben Anteil an der Ambivalenz, die die Moderne insgesamt kennzeichnet. Der Band setzt damit wichtige Akzente für die moderne Museumsforschung – ein Grundlagenwerk für die westfälische Regional- und die allgemeine Kulturgeschichte.