Skala – Akkord – Funktion
Theoriegeschichtliche und satztechnische Aspekte der Klangorganisation vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.
Helmut Well
Die stets problematische Relation zwischen Einzelwerk und Theorieentwürfen erfuhr im Wandlungsprozess hin zur Dur-Moll-Tonalität eine besondere Zuspitzung. Die theoretischen Konzepte nämlich, mit denen die horizontalen, die vertikalen und die klanglich hierarchisierenden Momente des musikalischen Satzes erfasst wurden, entstanden in einem weiten historischen Abstand von mehr als 200 Jahren. Eine adäquate satztechnische und analytische Beschreibung des musikalischen Einzelwerks im Zeitraum zwischen Glareans Dur- und Molltonleitern und Rameaus Ideen der Akkordverknüpfung wird damit erheblich erschwert. Ziel der vorliegenden Studie ist, einige zentrale Momente der Theoriegeschichte im Hinblick auf die Klangorganisation des genannten Zeitraumes aufzuzeigen. Kurze Rückblicke auf die frühere Musiktheorie sind dabei ebenso erforderlich wie knappe Ausblicke auf die weitere Geschichte der Musiktheorie als Harmonielehre. Ergänzend treten Werkbetrachtungen hinzu, die von der konkreten analytisch-satztechnischen Seite her die jeweiligen Grundlagen der klanglichen Organisation und den Standort der Komposition im Verhältnis zur Theoriegeschichte verdeutlichen sollen.****************In the historical process of transformation to major-minor tonality, the tension between compositional practice and theory is of particular relevance: the theoretical concepts used to encompass the horizontally, vertically and tonally hierarchising moments of a musical phrase developed over a period of more that 200 years. This makes it considerably more difficult to create a historically adequate description of individual musical works in the period between Glarean and Rameau. Therefore this volume highlights central moments in the history of theory during this time, augmented by the examination of works intended to demonstrate the position of each composition in relation to theory.