Sonderweg in Schwarzgelb?
Auf der Suche nach einem österreichischen Naturalismus in der Literatur
Roland Innerhofer, Daniela Strigl
GIBT ES EINEN ÖSTERREICHISCHEN NATURALISMUS?
Betrachtet man die literarische Produktion der Habsburgermonarchie nach der Revolution von 1848 vor dem Hintergrund gesamtdeutscher Entwicklung, erweisen sich die eingebürgerten Epochenbezeichnungen der deutschen Literaturgeschichtsschreibung als problematisch: Wie ist das, was auf österreichischem Boden auf „Vormärz“ bzw. „Biedermeier“ folgt, zu fassen: als Realismus, Naturalismus, Symbolismus, Impressionismus, Expressionismus? Die österreichischen Autoren sind fast durchgehend zu „Verlegenheiten der deutschen Literaturgeschichte“ (Wendelin Schmidt-Dengler) geworden.
LITERARHISTORISCHE KONTINUITÄTEN UND ZÄSUREN UND DIE AUSSAGENKRAFT VON PERIODISIERUNGEN
Die Beiträge dieses Bandes beschäftigen sich mit der Bedeutung literarhistorischer Kontinuitäten und Zäsuren, aber auch mit der Aussagekraft von Periodisierungen überhaupt. Sind sie taugliche Instrumente der Orientierung? Wie ist es um Naturalismus und (poetischen) Realismus in Österreich bestellt?
INNERÄSTHETISCHE ENTWICKLUNG, EINE RELEKÜRE ÖSTERREICHISCHER KLASSIKER
Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses steht vor dem Hintergrund bereits geleisteter Forschungsarbeit die innerästhetische Entwicklung. Das Hauptaugenmerk gilt dabei der literarischen Sprache. Vor allem die narrativen und poetischen Verfahren interessieren bei einer Relektüre österreichischer Klassiker wie auch bedeutender Außenseiter der franziskojosephinischen Epoche: u. a. Peter Altenberg, Ludwig Anzengruber, Jakob Julius David, Marie Delle Grazie, Marie von Ebner-Eschenbach, Karl Emil Franzos, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Peter Rosegger, Ferdinand von Saar, Arthur Schnitzler und Bertha von Suttner.