Sophia
Göttliche Weisheit im Spiegel der Ikonen
Kurt Hartmann, Anna Thekla Kühnis Hartmann
Die ersten Ikonen waren vor allem Porträts von Christus, von der Gottesmutter und von Heiligen sowie Darstellungen zu den Hauptfesten des Kirchenjahres. Die meisten der im vorliegenden Buch vorgestellten Ikonen zählen dagegen zu einer Gruppe, deren Entwicklung erst ab Ende des 15. Jh. begann und die sich im 16./17. Jh. verbreitete. Sie entstanden aus dem Bedürfnis, Glaubensinhalte und -erfahrungen anschaulich zu vermitteln. Dementsprechend sind sie theologisch-didaktischen Themen gewidmet.
Ikonen sind Abbild von Unsichtbarem, gemalt oder richtiger übersetzt, geschrieben aus tiefster Verbundenheit mit dem Göttlichen, an dem jeder Mensch Anteil hat. Ikonen wollen gelesen werden, das heisst: Ihre Inhalte sind weit mehr als Textillustrationen.
Die Bildsymbolik der theologisch-didaktischen Ikonen bestärkt den Beter in seiner Glaubenshaltung. Dieses betende Betrachten einer Ikone führt uns zu ihrem eigentlichen Wesen und durch dieses zu uns selbst zurück; es reinigt in der Sprache der Ostkirche den Spiegel unserer Seele, „auf dass Christus in uns Gestalt gewinne“ (Gal 4,19).
Die theologisch-didaktischen beziehungsweise theologisch-mystischen Ikonen beziehen sich häufig auf liturgische Texte und Hymnen. Deshalb handelt es sich meistens um sehr komplexe, symbolreiche Bilder, deren Details in ihren gegenseitigen Beziehungen beinahe unerschöpflich sind. Der geistige Reichtum dieser Ikonen lädt ein, im Spiegel schauend zu erkennen, dass das Wesentliche unsichtbar bleibt.