Spätantike korinthische Säulenkapitelle in Rom
Bei S. Paolo fuori le mura, in S. Maria in Domnica und andere
Joachim Kramer
Der Band enthält eine Zusammenstellung von spätantiken Kapitellen relativ einheitlicher Ausführung und Größe aus Kirchen, Museen und anderen Aufbewahrungsorten der Stadt Rom und der näheren Umgebung, vor allem der Kirche S. Paolo fuori le mura. Die genaue Untersuchung der Kapitelle ergab eine weitgehende Übereinstimmung in ihrer Ausgestaltung und ihren Größenmaßen. Sie gehen auf die Arbeit einer oder mehrerer in Beziehung stehenden Steinmetzwerkstätten zurück. Man kann Kapitelle dieser Gestalt in größerer Stückzahl auch in Istanbul nachweisen. Daraus läßt sich schließen, daß die Kapitelle keine Produkte der stadtrömischen antiken Steinmetzwerkstätten sind, sondern daß es sich um Bauglieder handelt, die aus der Hauptstadt Konstantinopels importiert worden waren. Mehrere Gebäude aus der Zeit des theodosianischen Kaiserhauses können als die ursprünglichen Standorte der Kapitelle benannt werden: dazu zählen in Istanbul die Vorhalle der zweiten Hagia Sophia, der Theodosiusbogen und die Zisterne an der Studioskirche, in Rom die Kirche S. Paolo fuori le mura.Alle Bauten wurden zwischen 384 n. Chr. und 450 n. Chr. errichtet, und ihre Errichtung oder Wiederherstellung ist nicht ohne den Einfluß des damals regierenden Kaiserhauses denkbar. Es wird daher vermutet, daß die Kapitelle in erster Linie für römische Bauten bestimmt waren, die Angehörige des theodosianischen Kaiserhauses gestiftet oder gefördert haben.Mit dieser Untersuchung sollen die Kenntnisse über die Architekturplastik der spätantiken Stadt Rom erweitert und der Forschung damit neue Anregungen gegeben werden.