Spanisch und indigene Sprachen in Kolumbien
Sprachenvielfalt und Sprachenpolitik
Angelika Hennecke
Kolumbien ist ein Land der Superlative, sowohl der positiven als auch der negativen, und ein Land der Extreme: eine faszinierende Natur und Biodiversität, eine unglaubliche kulturelle und sprachliche Vielfalt auf der einen Seite, jahrzehntelange bewaffnete Konflikte, Drogenkriege und hohe Gewalt auf der anderen. Kolumbien wird vielleicht aufgrund dieser Situation immer noch unterschätzt, gehört zu den „bestgehüteten Geheimnissen“ Lateinamerikas. Die Idee zu diesem Buch entstand während eines mehrmonatigen Forschungsaufenthaltes der Autorin in Kolumbien und der intensiven Beschäftigung mit der Situation des kolumbianischen Spanisch und der Minderheitssprachen. Denn auch hinsichtlich der linguistischen Situation bietet das Land Superlative: Zum einen gilt die kolumbianische Sprachforschung als eine der traditionsreichsten und besten in ganz Lateinamerika, zum anderen beeindruckt die Tatsache, dass es heute noch ca. 65 vitale amerindische Minderheitssprachen sowie zwei Kreolsprachen neben dem Spanischen gibt. Jedoch sind darüber nur wenige Publikationen auf Deutsch zugänglich. Dieses Buch bietet einen aktuellen Überblick über die wichtigsten Charakteristika des kolumbianischen Spanisch und geht auf die Frage der spezifischen Merkmale dieser Variante des amerikanischen Spanisch ein. Des Weiteren werden die Indianersprachen und die beiden noch existierenden Kreolsprachen beleuchtet sowie auch der afrikanische Einfluss auf das kolumbianische Spanisch thematisiert. Darüber hinaus werden einige soziolinguistische Aspekte, die hier noch wenig bekannt sind, wie das Phänomen des parlache, behandelt. Das letzte Kapitel widmet sich schließlich dem ambitionierten Projekt der sogenannten etnoeducación – der Ethnischen Bildung – welches mit Fug und Recht als Beispiel für einen respektvollen Umgang mit den indigenen und anderen Minderheitssprachen und Kulturen, deren Bewahrung und Pflege bezeichnet werden kann.