Spurensucher Beiträge zur Geschichte Bad Langensalzas
Germanen an der Salza
Volker Mörstedt
Die Bilder von Flüchtlingen in der EU wecken bei vielen Europäern Überfremdungsängste. In der aktuellen Flüchtlingskrise ist oft die Rede von einer „neuen Völkerwanderung“. Ist dieser Vergleich mit der Spätantike weiterführend?
Im dritten und zweiten Jahrtausend v. Chr. durchwanderten Nomaden die Steppen Zentralasiens und Südrusslands. Aus dieser Masse lösten sich irgendwann die Germanen, die vorwiegend von Viehzucht und Raubzügen lebten. Sie siedelten an der Ostsee, im heutigen Niedersachsen und in Skandinavien.
Zur Ruhe kamen sie dort aber nicht. Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. brachen mit Kimbern und Teutonen erstmals germanische Stämme ins römische Reich ein, wo sie zunächst für Kelten gehalten wurden. Doch die Römer merkten bald, dass sie es auf einmal mit einem neuen, unbekannten Volk zu tun hatten. Tacitus beschreibt die Germanen als Menschen mit wilden blauen Augen, rötlichem Haar und ungeschlachten Leibern. Sie galten bei den Römern als streitsüchtig und arbeitsscheu.
Auch heute ist der Begriff „Völkerwanderung“ berechtigt. Damals wie heute handelt es sich um den Druck aus armen, aber bevölkerungsreichen Ländern auf reiche, wohlhabende Völker.
Der wichtigste Unterschied besteht wohl darin, dass die Germanen in der Völkerwanderung bewaffnet kamen, während die Flüchtlinge heute unbewaffnet sind.