Staat und Kommunikation in der Politik des Johannes Althusius.
Untersuchungen zur Politikwissenschaft in der frühen Neuzeit.
Philip A. Knöll
Nicht durch theologische Dogmen, nicht durch juristische Funktionalität, sondern allein im politischen Kommunikationsprozess wird Handlungsfähigkeit für die Gestaltung der Lebensumstände gewonnen und können Normen in einer kontingenten Welt verwirklicht werden. Althusius proklamiert am Vorabend des 30-jährigen Krieges die ars politica als Orientierungswissenschaft im Machtvakuum, das das konfessionelle Zeitalter in ganz Europa hinterlässt. In der Dichotomie von Nutzen und Notwendigkeit gilt die communicatio mutua als zentrale Bedingung menschlicher Vergemeinschaftung und wird zum komplexen Ordnungsgefüge im Staat ausgebaut. In Abgrenzung zur Reichspublizistik handelt es sich bei der Politica um eine originelle Gesamtdoktrin, die sich überdies einer Einordnung in den schematisierenden Kontraktualismus der Neuzeit verschließt. Die Verankerung dieser Kommunikation in Strukturen, Organisation und Verfahren wird soweit betrieben, dass sich bereits am Beginn der Neuzeit eine institutionalisierte Penetration des Politischen in alle Lebensbereiche abzuzeichnen beginnt. Gegenüber den Aufsatzsammlungen zu einzelnen Aspekten der althusischen Lehre wird mit der vorliegenden Arbeit eine kohärente und konsequente Kommentierung der gesamten Politik versucht. Die Untersuchung reflektiert vor diesem Hintergrund sämtliche politische Symbiosen und Konsoziationen und setzt sich umfassend mit den althusischen Grundannahmen politischer Ordnung auseinander. Als Beitrag zur Grundlagenforschung ist sie gleichsam vorgelagert zu kontextuellen, ideengeschichtlichen und systematischen Forschungsperspektiven.