Städtische Geschichtsschreibung und Schulliteratur
Rezeptionsgeschichtliche Studien zum Werk von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen
Klaus Kirchert
Der Studienband beschreibt das literarische Oeuvre der beiden Straßburger Geistlichen des 14. und frühen 15. Jahrhunderts Fritsche Closner und Jakob Twinger von Königshofen und insbsondere ihre Vokabulare als „Dokumente des Neben- und Miteinanders von lateinisch geprägter und volkssprachlicher Kultur und Literatur“ und trägt damit zur Erhellung des mittelalterlichen Schulbetriebs, der lateinisch-deutschen Bildungsgeschichte des späteren Mittelalters wie des sich in dieser Zeit vollziehenden Wandels bei.Nach einer kritischen Zusammenfassung der erhaltenen biographischen Notizen zu beiden (Kapitel I) behandelt Kapitel II, nach einem Werküberblick, die Chronikfassungen, ihre Konzeption, Auftraggeber und Publikum, und bestimmt ihre politische Funktion für die Geschichte der Stadt Straßburg. Kapitel II interpretiert das gesamte schriftstellerische Werk der beiden Autoren vor dem Hintergrund eines Vier-Fächer-Kanons, der für die Ausbildung des Klerikers eine evidente Rolle spielte, in der Diskussion um mittelalterliche Wissenseinteilung bisher allerdings keine Beachtung fand.Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht Kapitel IV „Vokabular und Grammatik“, das die Lexikographie des Mittelalters als Teilbereich des Wissenfaches Grammatik und am Beispiel Closeners und Twingers die zweisprachigen Vokabulare als Dokumente und Ergebnis eines komplexen Rezeptionsprozesses beschreibt, der bei den großen gelehrten Wissenssummen der Grammatik seinen Ausgang nahm.Die beiden letzten Kapitel erweitern den Horizont der Untersuchungen zur Rezeption des lateinischen Wortwissens über die Werke Closeners und Twinger hinaus, stützen sich jedoch auf Texte, die beide überliefert und redigiert haben. Kapitel V „Vom Sammeln der Wörter“ untersucht vier Grundformen von Wortsammlungen und macht deutlich, dass die Vokabulare als bereits elaborierte Formen der Wortsammlungen zu gelten haben; am Beispiel einer in einer Closener-Handschrift mitüberlieferter Textwortsammlng ist die Entstehung in nuce nach gezeichnet. Kapitel VI schließlich, Die „Termini Iuristarum“, Zur Editorischen Erschließerung und literarischen Auswertung“, rückt eine metrifizierte lateinisch-deutsche Sachwortsammlung in den Blick, die thematisch an die mittalterliche Ökonomieliteratur anschließt. Ein ausführliches Literaturverzeichnis und ein Register runden den Band ab.