Status und Prognose: So baut Deutschland – so wohnt Deutschland. Der Chancen-Check für den Wohnungsbau von Gniechwitz,  Timo, Paare,  Klaus, Schulze,  Thorsten, Walberg,  Dietmar

Status und Prognose: So baut Deutschland – so wohnt Deutschland. Der Chancen-Check für den Wohnungsbau

Studie zu den Bedarfen, Hemmnissen, Herausforderungen und drohenden Konsequenzen für den Wohnungsbau in Deutschland

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen. Die Einschätzung dieses Bedarfs ist richtig, ist der Fehlbedarf ja aktuell schon bereits auf bis zu 700.000 Wohnungen in Deutschland angewachsen. Leider hat sich die Zielstellung von der baupraktischen Realität weit entfernt. Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in einer Krise. Die Rahmenbedingungen haben sich insgesamt deutlich verschlechtert, auch wenn die Auswirkungen der Corona Pandemie hinsichtlich der Lieferbarkeit von Baustoffen und Baupro-dukten zum Beispiel überwunden werden konnten. Die aktuellen Entwicklungen am Finanzmarkt und die zunehmende Komplexität bei der Planung und Ausführung von Bauvorhaben lassen wesentliche Akteure am Wohnungsmarkt strategisch aus der Realisierung von Bauvorhaben aussteigen. Die mittel- bis langfristigen Folgen können für den gesamten Bausektor dramatisch werden. Genauso wie es keine einfachen Lösungen für die Beschleunigung bei der Erstellung von Wohnungsbauvorhaben gibt, gibt es auch keine einzelnen Schuldigen zu verorten. Ganze Maßnahmenbündel müssen jetzt, und zwar sehr kurzfristig, eingeleitet werden, um noch schlimmere Entwicklungen zu verhindern.
Über 60 % aller Investitionen in Deutschland gehen in den Bausektor und davon ca. 60 % in den Wohnungsbau, sowohl für den Neubau als auch für Modernisierung, Instandhaltung und Wohnwertverbesserung im Bestand. Die entsprechende Wertschöpfung der Wohnungs- und Bauwirtschaft ist gigantisch, an ihr hängen mehr als 3 Millionen Arbeitsplätze – deutlich mehr als in jedem anderen Wirtschafts-Teilsektor. Ein Alleinstellungsmerkmal: Der Wohnungsbau in Deutschland ist im Unterschied zu fast allen anderen vergleichbaren Ländern mittelständisch geprägt sowohl bei der Errichtung als auch bei der Planung und auch bei der Bestandshaltung des Wohnungsbaus. Letzteres hat seit Jahrzehnten dazu beigetragen, Wohnungsbau in Qualitätsstandards zu errichten, die am jeweiligen zeitgemäßen Machbaren und auch Erwartbaren orientiert waren. Der deutsche Wohnungsbau ist ein Qualitätsprodukt.
Das geschaffene Produkt „Wohnraum“ und damit: Quartier – Gemeinde – Stadt, schafft Hei-mat, Sozialbezug und Sicherheit und stabilisiert die bundesdeutsche Gesellschaft. Wohnraum muss ausreichend und in zukunftsfähiger Qualität und in erster Linie bezahlbar für alle Menschen vorhanden sein. Vor allem die Qualitätsansprüche dürfen dabei nicht überstrapaziert werden, allenthalben ist ein vernünftiges Augenmaß bei den Funktionalitätserwartungen an unsere Wohnungen und Wohngebäude gefragt.
Die vorliegende Studie ist eine Berichterstattung, die die aktuellen Zahlen zu den Rahmenbe-dingungen am Immobilienmarkt und für den Wohnungsbau, zu den Wohnungsbedarfen exemplarisch zusammengetragen hat, um Entscheidungsträgern eine Grundlage für strategische Zielstellung zu geben. Ausdrücklich zu danken ist den Kolleginnen und Kollegen befreundeter Institute, Forschungseinrichtungen und Verbände, die mit ihren Erkenntnissen, Ergebnissen und Analysen zu dieser Studie beigetragen haben: Matthias Günther vom Pestel Institut für Systemforschung in Hannover, Dr. Reiner Braun von der empirica ag, Christian Engelke vom Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V., Dr. Andreas Geyer vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Dr. Rainer Pohl, LCEE Darmstadt, Florian Dilg – Architekt und Stadtplaner für die Bundesarchitektenkammer und Michael Neeve und den Kolleginnen und Kollegen von der IB.SH – Investitionsbank Schleswig-Holstein.
Eines ist auf jeden Fall festzustellen: Schnelle Entscheidungen sind gefragt, auf allen Ebenen müssen die Rahmenbedingungen für das Bauen von Wohnraum drastisch verbessert wer-den, sonst kann es durchaus passieren, dass die Leistungsfähigkeit des Bausektors wie ein „Kartenhaus“ in sich zusammenbricht.

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