Sternschnuppen und Fixsterne in der Politik
Quereinsteiger in Salzburg
Walter Thaler
Walter Thaler ist einem Wesen auf der Spur, das in den letzten zwei, drei Jahrzehnten von einem viel bestaunten Außenseiterphänomen zu einem häufig zu beobachtenden Fall wurde: dem „Quereinsteiger“, der (auch in diesem Buch) häufig auch weiblichen Geschlechts sein kann. Thaler, der seine Erfahrungen als Salzburger Landespolitiker mit seinem Können als promovierter Politikwissenschafter verbindet, malt ein buntes Bild Salzburger Politik: ein Landeshauptmann, mehrere (andere) Mitglieder der Landesregierung, Landtagsabgeordnete – und zwar mehrerer Parteien werden in ihrer Motivation und ihrem Karriereverlauf vorgestellt.Thaler bedient sich dabei vor allem der Methode des Interviews: Dadurch kann erreicht werden, dass die Wünsche und Vorstellungen, die bei den insgesamt 13 Personen den Ausschlag für den Eintritt in eine politische Funktion gegeben haben, authentisch wiedergegeben werden können. Doch Thaler hat auch einen analytischen Hintergrund, der es ihm ermöglicht, über die Einzelfälle hinaus den systemischen Zusammenhang zu sehen und zu verdeutlichen: Der Verlust von Parteienstaatlichkeit und der damit verbundene Abbau von zumeist vererbten, fester politischer Loyalität machen es sinnvoll, dass Parteien Personen an prominenter Stelle in die Partei holen, die bis dahin wenig bis gar nicht mit Politik generell und mit dieser Partei speziell in Verbindung gebracht wurden: „Quereinsteiger“ eben.„Quereinsteiger“ sind das Zeichen, dass Programm und Tradition nicht mehr ausreichen, um im harten Wettbewerb um Stimmen bestehen zu können. Die immer mobileren Wählerinnen und Wähler verlangen nach Buntheit – und was liegt näher, ihnen Buntheit in Form von nicht unbedingt angepassten Personen liefern zu wollen. Dass dabei Prominenz jenseits der Politik ein Grund für eine Einladung in die Politik sein kann, liegt auf der Hand: Diese Prominenz soll – über den Medienstellenwert – auf die Partei übertragen werden. Bei manchen dieser Spezies entsteht eine Art Dauerbindung: aus „Quereinsteiger“ werden Berufspolitiker und -politikerinnen. Andere hingegen sind rasch verglühende Sternschnuppen, die bald ihre Schuldigkeit getan haben.Thaler ist Politikwissenschafter. Deshalb kommt er auch nicht zu einfachen Schwarz-Weiß-Urteilen. Weder sind die „Quereinsteiger“ ein Allheilmittel, noch sind sie ein prinzipielles Übel. Sie sind eben ein in diesem Entwicklungsstadium der (österreichischen und Salzburger) Politik ein offenbar unvermeidliches Instrument, auf das sich, neben anderen auch, Parteien stützen, um dem abnehmenden Interesse an der institutionalisierten Politik – ausgedrückt in rückläufiger Wahlbeteiligung und abnehmenden Mitgliederzahlen – entgegenzusteuern.Anton Pelinka. Wien, im Februar 2008