Stimmen in der Nacht
Sabrina Gmeiner, Steven Millhauser
Steven Millhauser ist zweifellos einer der größten Geschichtenerzähler unserer Zeit. In seinem neuesten Storyband Stimmen in der Nacht ergründet er das geheime Leben und die dunklen Sehnsüchte der Bewohner einer Kleinstadt. Mit Referenzen auf Fabeln, Mythen und die Bibel, durchtränkt von subtilem, meisterlichem Humor, verwebt er in sechzehn Erzählungen das Alltägliche mit dem Überraschenden, bekannte Fakten mit berauschenden Fantasien und beschwört so einen schillernden Chor aus Nachtstimmen, der im dunkelsten Winkel unseres Inneren noch lange nachhallt.
»Wunderpolitur« etwa ist eine beißende Satire auf die Verlockung der Perfektion, in der sich der vom Leben enttäuschte Protagonist in einen modernen Narziss verwandelt, bis sich sein Wahn überraschend entlädt. In »Meerjungfrauenfieber« wird eine angespülte Meerjungfrau zum willkommenen Ventil für die kollektive Rastlosigkeit, die unter der perfekten Oberfläche einer Kleinstadt brodelt. Der sensationelle Fund weckt Neugier, Hysterie, bizarre Modetrends und macht nicht einmal vor den Schlafzimmern halt.
In der titelgebenden Erzählung »Eine Stimme in der Nacht« entfaltet Millhauser wiederum über die alttestamentarische Geschichte des Propheten Samuel ein kunstvolles, dreitausend Jahre umspannendes Triptychon, das der Frage nachgeht, was es bedeutet, auserwählt zu sein und in der Nacht eine Stimme zu hören – und was es bedeutet, sie nicht zu hören.